Die Kunst Gedanken zu meistern
-  Wegweiser für empathische Menschen

Narzisstische Verhaltensmuster


Ich habe hier einige Verhaltensweisen (inkl. Beispielsätze) aufgelistet, die ich später noch ergänzen und genauer beschreiben werde. Sie kommen mehr oder weniger stark ausgeprägt in den unterschiedlichsten Kombinationen vor und sind nicht nur bei Narzissten zu beobachten. Es war mir wichtig, an dieser Stelle kein Blatt vor den Mund zu nehmen, um deutlich zu machen, wie extrem zerstörerisch Beziehungen zu Narzissten sein können und wie massiv feinfühlige und empathische Menschen leiden, wenn sie im Berufsleben mit Narzissten "zusammen"arbeiten müssen. 

Auf den anderen Seiten dieses Internetportals soll dann ausführlicher erläutert werden, was hinter diesen toxischen Verhaltensmustern steckt und wie es gelingen kann, auf eine Art und Weise damit umzugehen, die uns vor größeren Schäden bewahrt. Es gibt nach wie vor Menschen mit narzisstischen Verhaltensweisen in meinem Leben, aber der Umgang mit ihnen ist für mich erheblich leichter geworden. Zwischendurch findet sogar ein Austausch statt, der für beide Seiten eine Bereicherung mit stets neuen Erkenntnissen ist. In vielen Fällen blieb mir jedoch nichts anderes übrig, als eine möglichst große Distanz zu schaffen.

Die direkten, harten und mitunter auch sarkastischen Worte und Beschreibungen, die ich für diese Auflistung gewählt habe, mögen den ersten Eindruck erwecken, ich würde in den weit verbreiteten Ruf mit einstimmen und schreien: "Narzissten sind Monster!" Am Anfang des Entwicklungsprozesses tut es sogar gut, seiner Wut, seiner Enttäuschung und seinem Frust mal freien Lauf zu lassen und den ehemals geliebten oder den früher mal wertgeschätzten Menschen als "Monster" zu betiteln. Doch ich sehe vieles inzwischen wesentlich differenzierter. Es ist mir sehr wichtig, den Menschen hinter der Fassade, hinter der Maske zu sehen. Alles andere führt bei mir zu inneren Konflikten, weil ich sehr oft den Schmerz, die Verzweiflung und die innere Zerrissenheit bei Menschen mit stark ausgeprägten narzisstischen Verhaltensmustern spüren kann. Diese Fähigkeit ist noch stärker geworden, seit ich bei Begegnungen mit Narzissten nicht mehr innerlich vor Angst zitternd da hocke, wie das Kaninchen vor der Schlange. Alles ist wesentlich einfacher und viel entspannter, seit ich es gelernt habe, den Fokus auf mein Gegenüber zu richten und nicht mehr dadurch abgelenkt werde, in meinem Kopf das Chaos aus Verteidigungsstrategien zu sortieren, die ich evtl. gebrauchen muss.

Hier ist also die Liste mit narzisstischen Verhaltensweisen, die als Einstieg in wesentlich komplexere Themenbereiche dienen soll. Später möchte ich mich gerne gemeinsam mit Ihnen Schritt für Schritt von dieser Art des Einsortierens lösen, da es meiner Meinung nach doch eher in Richtung Schubladendenken geht.

 

Schuldzuweisungen


Wer sich selbst für grandios und über jeden Zweifel erhaben betrachtet, ist auch nicht dazu in der Lage, ein Fehlverhalten oder eine falsche Entscheidung einzugestehen - nicht vor sich selbst und auch nicht vor anderen. Ganz gleich, was auch vorgefallen ist, Narzissten weisen jegliche "Schuld" weit von sich. Sie weigern sich standhaft, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und sind stets auf der Suche nach einem Sündenbock. Während eines Konflikts sind es immer die anderen, die diesen ausgelöst haben. Ständig drehen sie den Spieß um. Und ganz nach dem Motto "Alles, was Sie sagen, kann später gegen Sie verwendet werden" benutzen Narzissten virtuos sämtliche Informationen, die man ihnen in den Phasen trügerischer Harmonie frei Haus geliefert hat und holen damit zum Gegenschlag aus. Denn Angriff ist in ihren Augen die beste Verteidigung. Wer darauf hofft, von einem Narzissten eine Entschuldigung zu erhalten, der wartet noch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Es sei denn, ein Narzisst sieht einen Vorteil in diesem vorgegaukelten Einlenken.


Zweifel schüren

An dem Selbstwertgefühl anderer wird nicht immer offen gekratzt, sondern nur allzu oft versteckt in Form einer kleinen Anmerkung hier und dort. Hier sind einige Beispielsätze: 

"Bist du dir sicher, dass du diese Aufgabe bewältigen kannst."

"Das ist schon einmal schiefgegangen."

"Sei doch nicht immer so überempfindlich."

"Es gab bestimmt einen guten Grund dafür, dass du so behandelt worden bist."

 (Anmerkung: Oft geschieht dies in Situationen, in denen man sich Zuspruch, Rückendeckung und Verständnis erhofft hat.) 

Darüber hinaus sind Narzissten ständige Bedenkenträger, wenn die ursprüngliche Idee nicht von ihnen stammt. Dies ist eine Auswahl von Sätzen, die sie in solchen Situationen äußern:

"Ich finde die Idee gar nicht so schlecht, aber ..."
(Anmerkung: Es wird dann lang und breit erklärt, warum die Idee zum Scheitern verurteilt ist, um dann anschließend sich selbst und die "eigenen" Vorstellungen in den Vordergrund zu schieben.) 

"Und außerdem - ist es Ihnen denn noch immer nicht bewusst, dass ..."

"Wie soll so ein anspruchsvolles Projekt denn Ihrer Meinung nach umgesetzt werden?"

"Da bin ich aber mal gespannt."


"Crazy Making"


Eine extreme Steigerung des Schürens von Selbstzweifeln, ist das "Crazy Making" (verrückt machen). Es braucht Zeit, diese narzisstische "Strategie" genauer zu erläutern, deshalb möchte ich an dieser Stelle nur kurz und mit ein paar Beispielen darauf eingehen. Wendet ein Narzisst "Crazy Making" an, ganz gleich ob bewusst als Strategie oder unbewusst (geprägtes Verhaltensmuster), so führt dies beim Gegenüber zu einer großen Verunsicherung. Es spielt keine Rolle, wie sehr man sich darum bemüht, es einem Narzissten recht zu machen, es ist auf jeden Fall verkehrt und eine Gelegenheit für den Narzissten, die Person zu maßregeln und abzuwerten. Es werden dabei Situationen erschaffen, in denen man nur verlieren kann.

Auf nichts ist Verlass. Nichts ist sicher. Was gestern gegolten hat, gilt heute nicht mehr. Das offen ausgesprochene Lob und das Schulterklopfen vom Vortag, hat plötzlich keinerlei Wert mehr. Ein überreichtes Geschenk wird im Nachhinein als Druckmittel verwendet.

"Herr M., habe ich Sie nicht vor kurzem vor der gesamten Belegschaft geehrt und Ihnen ein Geschenk überreicht und das ist jetzt der Dank dafür?"

Es scheint zunächst einmal so, als hätte man bei einer Entscheidung eine freie Wahl und anschließend hagelt es Kritik, weil der Narzisst mit dem Ergebnis nicht einverstanden ist. Sollte man den Versuch wagen, diese Diskrepanz und diese Ungerechtigkeiten anzusprechen, wird der Spieß sofort wieder umgedreht und man wird von ihm oder von ihr mit Schuldzuweisungen überschüttet.

 "Wie kommst du denn darauf? Nein, das habe ich niemals so gesagt!"

"Das bildest du dir alles ein."

"Ich glaube, irgendetwas stimmt nicht mit dir. Ich denke, du solltest dich mal untersuchen lassen." 

 
Ein weiteres Beispiel: Ein Chef hatte einer Investition zugestimmt, wollte diese Zusage aber zurücknehmen. Mit einem einschüchternden Blick auf die Sekretärin sagte er: "Frau S., habe ich das gesagt?" Und mit einem scharfen Unterton fügte er hinzu: "Können Sie sich daran erinnern, dass ich DIES gesagt haben soll?" Die Sekretärin schüttelte verneinend den Kopf. Narzissten sind Meister der Einschüchterung und der Manipulation.


Abwertung


Wir leben in einer Gesellschaft, in der es als völlig normal angesehen wird, alles ständig zu bewerten, zu kommentieren und einzusortieren. Stets schwebt eine Messlatte über allem und jedem. Wir befinden uns zum Teil bewusst und gewollt, zum anderen Teil notgedrungen in einem nie enden wollenden Wettkampf. Wer ganz oben stehen will, neigt schnell dazu, nach Beweisen dafür zu suchen, warum andere weiter oder sogar ganz weit unten stehen sollten. Das Abwerten anderer Menschen ist also bei weitem kein Verhaltensmuster, das nur von Narzissten angewendet wird.

 

Wer sich selbst jedoch für grandios, unfehlbar und zu Höherem auserkoren betrachtet, muss stets alles daran setzen, damit auch ja kein anderer ihm oder ihr das Wasser reichen kann. Die meisten Narzissten möchten im Mittelpunkt stehen und bewundert werden und alle, die dabei im Wege stehen, werden in den Staub getreten. Es sei denn, sie sind "ebenbürtige Gegner", denn dann entwickelt sich eine ganz andere Dynamik. Darauf werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer eingehen.

In den Augen eines Narzissten ist alles, was andere Menschen tun, niemals genug. Ganz gleich, wie lange und konsequent jemand an etwas gearbeitet hat und ganz gleich, wie viel Mühe, Gefühl, Liebe und Leidenschaft mit eingeflossen sind, Narzissten werden immer Kritikpunkte finden oder das Endresultat sogar in Grund und Boden stampfen. Warum ist das in den meisten Fällen so? Weil sie es nicht selbst getan haben. Oder, um es mal provokant auszudrücken: Sie dulden keine anderen Götter neben sich.

Ein Lob und die Anerkennung einer Leistung wird in der Regel erst dann offen ausgesprochen, wenn es der narzisstischen Person einen Vorteil verschafft.

Bloßstellung

Die völlig überzogene oder sogar unberechtigte Kritik in Anwesenheit anderer

Niemand möchte vor anderen Menschen wie ein Depp dastehen. Steht man jedoch in der Öffentlichkeit an der Seite eines Narzissten, befindet man sich stets in der Gefahr, das genau das passiert. Da Menschen mit narzisstischen Verhaltensmustern nahezu jedes Mittel recht ist, um die eigene Überlegenheit, Stärke und Größe zu demonstrieren, ist es schon fast garantiert, dass sie eine "Bühne" (Betriebsfeier, Konferenz, Empfang, Familientreffen etc.) dazu missbrauchen, um auf Kosten anderer ihr Schauspiel zu inszenieren. Wehe dem, der oder die sich bereits in einer Opferrolle befindet und sowieso schon mit eingezogenen Schultern durch die Gegend läuft oder sogar am liebsten unsichtbar sein möchte.

Ein Beispiel: Chefin neben dem Podium vor dem bereits versammelten Publikum:

 

"Herr M., warum sind meine Unterlagen nicht griffbereit? Und wo bleibt mein Wasser? Ach, wissen Sie was? Vergessen Sie es einfach. Um alles muss man sich hier selber kümmern."

 

Ein weiteres Beispiel: Lehrerin im Englischunterricht, nachdem sich eine Schülerin zum Vorlesen gemeldet hatte, obwohl es für sie jedes Mal ein einziges Spießrutenlaufen war.

 

"Du brauchst es gar nicht erst zu versuchen, dich bei mir damit einzuschleimen!"

Dabei hatte die Schülerin dies getan, um ihre Angst vor der dominanten Lehrerin und ihrer scharfen Kritik zu überwinden. 


Narzisstische Rage

 
Plötzlicher Wutausbruch mit Schreien, Sachen durch die Gegend schmeißen und im schlimmsten Fall die Anwendung körperlicher Gewalt

Sollten die Dinge für einen Narzissten nicht so laufen, wie von ihm oder ihr gewünscht oder besser gesagt gefordert, so kommt es sehr schnell zu heftigen Wutausbrüchen. Dies geschieht schon bei Anlässen, die so gering sind, dass andere Menschen nur ein Achselzucken dafür übrig hätten. Desto größer ist der Schock, wenn auf einmal die Hölle losbricht. In der Regel hatte sich jedoch schon vorher im Laufe des Tages das ein oder andere aufgestaut. Ein Termin musste kurzfristig verschoben werden, ein Ersatzteil war noch nicht lieferbar, das Auto sprang nicht sofort an, ein Rückruf ist nicht erfolgt, an der Kasse war eine lange Schlange, während eines wichtigen Telefonats kam ein Funkloch etc. Endlich zu Hause angekommen, wird dann festgestellt, dass alle anderen schon gegessen haben und die eigene Portion kalt in einer Schüssel im Kühlschrank steht und BÄNG!
"Schuld" sind dann nicht all die widrigen Umstände und die eigene Unfähigkeit mit Problemen umzugehen, sondern zum Beispiel der Ehepartner. Er oder sie bekommt die geballte Ladung an Zorn ab.

Ähnliches kann fast jedem von uns geschehen, wenn sich Frust im Laufe des Tages angehäuft hat, doch Narzissten scheinen regelrecht darauf zu lauern, dass ein "Grund" für diesen Zornesausbruch geliefert wird. Die Partnerin eines solchen cholerisch "veranlagten" Menschen pflegte dann immer zu sagen: "Ach, ist es jetzt wieder soweit. Suchst du schon wieder? Du suchst schon wieder einen Anlass, um hier einen Streit vom Zaun brechen zu können." (Anmerkung: Bitte nicht nachmachen, denn es verhindert den drohenden Vulkanausbruch definitiv nicht, sondern macht es unter Umständen noch viel schlimmer.)

Wer viel mit einem Narzissten zusammen ist, erkennt schon vorher das drohende Unwetter und dennoch ist es immer wieder überraschend, durch was dieses alles ausgelöst werden kann: (Die Liste ist nicht vollständig.)

  • Widerspruch (Viele Narzissten fordern, dass man in möglichst allen Bereichen mit ihnen übereinstimmt. Tut man dies nicht, dann ist man entweder "zu dumm, um es zu verstehen" oder es "fehlt der Durchblick" oder "es stimmt etwas ganz Grundlegendes nicht". Zitat: "Langsam, aber sicher zweifle ich an deinem Verstand! Du solltest dich mal auf deinen Geisteszustand untersuchen lassen." Aber wehe, man wirft solche Sprüche einem Narzissten an den Kopf.)
  • Kritik, auch konstruktive (Es reicht schon der Verdacht, dass es sich um Kritik handeln könnte.)
  • Zu wenig Aufmerksamkeit (Narzissten verhalten sich sehr oft so, als würde ihnen eine Sonderbehandlung zustehen.)
  • Wenn man mit anderen Menschen in seinem oder ihrem Beisein längere Gespräche führt, scherzt und lacht.
  • Standfestigkeit (Wenn sich das Gegenüber konsequent weigert, den eigenen Standpunkt aufzugeben.)
  • Schuldzuweisung (Es reicht schon der leiseste Verdacht, dass es auf eine Schuldzuweisung hinauslaufen könnte.)
  • Verweigerung (Wenn man sich weigert etwas zu tun, was vom Narzissten gefordert wird. In der Regel sind die Gründe für diese Entscheidung für andere Menschen nachvollziehbar, nicht jedoch für einen Narzissten.)
  • Wenn man sich endlich zur Wehr setzen will und nicht mehr dazu bereit ist, all dies einfach so hinzunehmen.
  • Die Aussage: "Ich werde dich verlassen!"

Der Umgang mit einem Narzissten führt schon allein deshalb zu einem einzigen Eiertanz und einer nie enden wollenden Achterbahnfahrt, weil stets die Gefahr besteht, dass er oder sie letztendlich aus nichtigen Anlässen heraus in Rage gerät.


Subtilere narzisstische Verhaltensmuster (passiv-aggressiv):


  • Verweigern (z.B. Weggehen und so das Gespräch beenden oder den Hörer aufknallen)
  • Offen zur Schau gestellte, überzogene Freundlichkeit anderen gegenüber, während gleichzeitig Personen, zu denen eine festere Bindung besteht, mit abweisender Kälte behandelt werden.
  • Boykott (Passiv-aggressives Verhaltensmuster - z.B.: Ein Termin, der sehr wichtig für den Partner ist, wird "vergessen". Eine dringende Arbeit wird nicht erledigt.)
  • Schweigen (Jeder Versuch einer Annäherung wird ignoriert. Telefonate werden nicht entgegengenommen. Es erfolgen keine Rückrufe. Das kann stundenlang oder tagelang so gehen und selbst dann, wenn beide im selben Haus leben.) 



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