Die Kunst Gedanken zu meistern
-  Wegweiser für empathische Menschen

Der Wunsch seine Mitmenschen verändern zu wollen


Ganz gleich, wie viel Mitgefühl und Verständnis empathische und sensible Menschen auch aufbringen, sie werden ihre narzisstischen Freunde, Partner, Chefs, Kollegen und Lebensgefährten nicht dazu bringen, ihre Denkstrukturen und Verhaltensmuster zu ändern. Die Voraussetzung für eine Entwicklung in eine andere Richtung, ist die Erkenntnis, dass es etwas gibt, das unbedingt verändert werden sollte. Narzissten weisen jedoch den Gedanken, dass sie einen großen Anteil an den entstandenen Problemen haben, weit von sich. Schuld sind grundsätzlich die anderen. Die Sucht nach Bestätigung des Fantasiegebildes, für das sie sich halten, erstickt in der Regel jede Forderung nach Veränderung bereits im Keim. Sie empfinden bereits den Gedanken, dass mit ihnen "etwas nicht stimmen könnte", als völlig absurd.

Sollte trotz allem eine Sitzung bei einem Psychologen oder Therapeuten zu Stande kommen, so wird ein Narzisst auf eine geradezu virtuose Art und Weise versuchen, die "Schuld" auf alle anderen zu schieben. Sobald ein Narzisst erkennt, dass er oder sie damit nicht durchkommt, wird dies in vielen Fällen leider die letzte Therapiesitzung gewesen sein und aus der Sicht eines Narzissten liegt die "Schuld" dann bei dem Therapeut oder der Therapeutin. Selbst für viele Fachleute ist der Umgang mit Narzissten eine Herausforderung.


 

Der Wunsch einen Narzissten ändern oder sogar heilen zu wollen, ist durchaus nachvollziehbar. Wir sollten uns aber die Frage stellen, was passiert, wenn die Fassade anfängt zu bröckeln. Narzissten haben sich im Laufe vieler Jahre ein Bild von sich selbst geschaffen, dass zu einem sehr großen Teil eine Illusion ist. Diese verlangt nach einer ständigen Bestätigung von außen, damit sie weiterhin im Kopf des Narzissten "existieren" kann. Wenn ein Mensch plötzlich zu der Erkenntnis gelangt, dass seine Selbstsicherheit und seine Überlegenheit, die er stets nach außen präsentiert, nicht mit dem Gefühl der Unsicherheit übereinstimmt, das tief in seinem Innern verborgen ist, was passiert dann? Was geschieht innerhalb unserer Gesellschaftsstrukturen, wenn ein Mensch in einer hohen Führungsposition plötzlich sieht, dass in ihm ein kleines, zutiefst verletztes und völlig verunsichertes Kind schlummert? Die Welt dieses Menschen, die er sich sein ganzes Leben lang um sich herum aufgebaut hat, würde wie ein Turm, der plötzlich keine Basis mehr hat, komplett in sich zusammenstürzen. Übrig bleiben würde nur ein riesiger Schutthaufen, vor dem ein Mensch steht, der nicht weiß, wer er ist.




Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich an dieser Stelle betonen, dass es mir nicht darum geht, Narzissten mit Samthandschuhen anzufassen. Es steckt auch ganz bestimmt nicht die Forderung dahinter, dass wir ihre Machenschaften erdulden sollten. Ich beschreibe dieses Szenario, um zu erklären, warum ein Narzisst dieses Idealbild von sich selbst stets mit allen Mitteln verteidigt und was höchst wahrscheinlich passieren wird, sollte er oder sie erkennen, das es sich um eine Illusion handelt.

So gesehen können es sich Narzissten gar nicht erlauben zu riskieren, dass ihre verwundbare Seite an die Oberfläche dringt. Und erst recht nicht, wenn sie sich in einer Führungsposition befinden. Fatalerweise fördern unsere gesellschaftlichen Strukturen dieses narzisstische Verhalten auch noch. Wir befinden uns alle in einem großen Dilemma.

Fazit: Rechnen Sie lieber nicht damit, dass es Ihnen gelingt, die Narzissten um sie herum zu verändern, geschweige denn zu heilen. Die Frage sollte stattdessen lauten: "Was kann ich tun, um mich selbst zu schützen und zu stärken?" Und - für den Fall, dass die Situation absolut unerträgliche Formen angenommen hat: "Wie kann es mir gelingen, meine Lebensumstände so zu gestalten, dass ich mich aus Abhängigkeiten befreien und ein selbst bestimmtes Leben führen kann?"


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